Lothar Häberle

Absolute Wahrheit und Mehrheitsentscheidung. Zur Bedeutung der positiven Religionsfreiheit

in: Bernhard Kempen/Kolja Naumann (Hrsg.), Demokratie und Religion, Frankfurt/Main 2011, S. 45-76.

Einer Reflexion der Begriffe Wahrheit, Werte und absolute Wahrheit folgt die über eine „säkulare absolute Wahrheit“ mit der Herdegen-Böckenförde-Kontroverse: über die 2003 vorgenommene radikale Neuinterpretation des die Menschenwürde normierenden Art. 1 I GG durch Herdegen im damaligen Maunz/Dürig-Kommentar des Grundgesetzes. Gegen relativierende Neuinterpretationen hilft selbst nur begrenzt, die Rekonstruktion der historischen Grundentscheidung verstärkt zu beleuchten: Entscheidend kommt es darauf an, wer die Interpretationshoheit erlangt. Nach Überlegungen zu Mehrheitsentscheidungen sowie zu Religionsfreiheit und Toleranz wird erörtert, wie der Staat mit islamischen Gemeinschaften umgehen soll: differenziert und wachsam. Der Beitrag endet mit Überlegungen, dass und wie Religionsfreiheit Chancen zur Wahrheitsvermittlung durch die Gläubigen schafft, was das für die Gläubigen und deren Religionsgemeinschaften bedeutet, und schließlich, warum die positive Dimension der Religionsfreiheit besonders gefördert werden sollte.